2011

Delegiertenversammlung 2011

 

Am Samstag, 7.Mai fand in Mendrisio im Tessin diese Versammlung statt. Daran nahmen die Delegierten von verschiedenen Gehörlosenvereinen aus der ganzen Schweiz teil. Nicolas und ich fuhren im Auftrag des GVB zusammen mit Beat Koller (Visuelle Kultur) dorthin. Auch Mady kam mit. Nach zwei kurzen Pausen in Luzern und bei Bellinzona erreichten wir kurz vor 9 Uhr Mendrisio. Es war zum Glück auf der Gotthardautobahn staufrei. Und das Wetter zeigte sich von der schönen Seite.

 

In der Mehrzweckhalle eröffnete der SGB-Präsident Roland Hermann die Delegiertenversammlung. Danach hielten ein Stadtrat von Mendrisio und eine Nationalrätin des Kantons Tessin nacheinander eine Rede.

Normalerweise wird die DV vormittags durchgeführt, während die Preisverleihung nach dem Mittagessen stattfindet. Wegen eines Antrages vom GSVZ (Gehörlosen- und Sportverein Zürich) betreffend „Offizielle Entschuldigung“ ist die DV auf Nachmittag verschoben worden. Damit wollte der SGB erreichen, dass die Delegierten sich zum umstrittenen Antrag äussern konnten, bevor darüber am Nachmittag abgestimmt wird.

Infolge des „Mailänder Beschlusses“ war die Gebärdensprache von verschiedenen Gehörlosenschulen verbannt worden. Damit folgte aus Sicht der Gehörlosen eine „Leidenszeit“. Mit dem Antrag setzte sich der GSVZ dafür ein, dass die Schweizer Gehörlosenschulen und Institutionen sich für die „Unterdrückung der Gebärdensprache“ entschuldigen. Der SGB-FSS seinerseits findet den Antrag zwar interessant, aber für die praktizierten „Verbote“ an den Schulen fehlten stichhaltige Beweise, weshalb er für eine Untersuchung plädierte. Erst dann kann von den Institutionen und Schulen eine offizielle Entschuldigung gefordert werden. Viele TeilnehmerInnen nahmen an der Diskussion teil, die teilweise emotional geführt wurde – trotz der Mahnung durch den Vorstand, die Diskussion sachlich zu führen.

 

Die Prix Visio 2011 ging an das Ehepaar Anna und Félix Leutwyler für ihr soziales Engagement, wodurch sie mit den Gehörlosen in Kontakt kamen. Sie waren von der Ehrung hoch erfreut und bedankten sich mit Worten an die ZuschauerInnen für den an sie gerichteten Preis.

 

Mit kleiner Verspätung nahmen wir zum Mittagessen Fleisch und zum Schluss Dessert.

 

Erst mit mehr als halbstündiger Verspätung konnte die Delegiertenversammlung die Arbeit aufnehmen. Erstmals kamen die elektronischen Geräte zum Einsatz, die jedem Delegierten zum Abstimmen zur Verfügung standen. Verschiedene Arbeiten waren zu erledigen:

Zuerst genehmigten die Delegierten die Protokolle der DV von 2009 und 2010, dann folgten die Mutationen. Zwei Vereine, Rot/Grün 96 und Hundehalterclub der Gehörlosen, traten aus. Dann wurden die Jahresrechnung und Jahresberichte vom letzten Jahr mehrheitlich angenommen. Auch der Revisionsbericht hat problemlos eine Zustimmung erhalten. Zum Schluss ist der SGB-Vorstand entlastet worden (Decharge). Dann erklärte Daniel Hadorn, Spezialist in Rechtsfragen, die Situation in der Sozialpolitik. Letztes Jahr kamen in sein Büro sehr viele Anfragen, von denen die meisten die IV betreffen. Dass diese Versicherung in der Geldausgabe viel strenger geworden ist, ist den Gehörlosen bekannt. Der Antrag des Vorstandes betreffend Statutenänderung ist problemlos angenommen worden, während der zweite Antrag viel mehr Zeit beanspruchte.

Nachdem am Vormittag über den Antrag betreffend „Offizielle Entschuldigung“ diskutiert wurde, folgte jetzt eine entscheidende Abstimmung. Die Spannung lag in der Luft, als viele Delegierten sich immer noch nicht zu einer Entscheidung durchringen konnten. Erst nachdem vorgeschlagen wurde, der GSVZ und der SGB sollen ihren Antrag bzw. Gegenvorschlag fallenlassen, wenn über einen dritten Weg abgestimmt wird, waren die Delegierten mehrheitlich einverstanden. Damit will man erreichen, dass eine offizielle Entschuldigung von den Gehörlosenschulen bei gleichzeitiger Untersuchung von „Missständen“ im Zusammenhang mit dem Verbot der Gebärdensprache gefordert wird.

Zum Schluss folgten die Informationen von Bereichsleitern und der Geschäftsleitung. Dann gab der SGB-FSS einen Termin für die nächste DV bekannt. Diese findet im Mai 2012 in Basel statt. Das ist kein Zufall, weil der GVB 100 Jahre alt wird. Nicolas Mauli, OK-Präsident, informierte die DV über das bevorstehende Jubiläumsjahr in Basel. Um 17 Uhr ging die DV zu Ende, und viele Delegierten machten sich auf den Heimweg. Es war sommerlich warm, als viele die Mehrzweckhalle verliessen.

 

Während Nicolas und Mady noch das Wochenende im Tessin verbrachten, fuhr ich mit der Bahn nach Basel, wo ich müde, aber zufrieden um 23 Uhr ankam.

 

 

geschrieben von Kaspar Rüegg

 

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